Zyklische Website-Bearbeitung

Wie du dran bleibst und deine Seite nicht monatelang ignorierst.

Spiralen und Zickzacke aus Knete auf weißem Grund

Warum sollte ich überhaupt meine Website überarbeiten?

Eins vorweg: Du musst deine Website natürlich nicht immer wieder überarbeiten. Deine Seite ist dein Raum im Internet und du gestaltest diesen Raum so, wie du ihn brauchst, Punkt. Und wenn das bedeutet, dass deine Seite lange Zeit genau gleich aussieht, ist das wunderbar – vorausgesetzt natürlich, sie tut weiterhin das, was sie für dich tun soll.

Viele Selbständige erleben allerdings eher, dass sie und ihre Arbeit sich ziemlich regelmäßig verändern und dass sie dann ein Bedürfnis haben, diese Veränderungen auch auf ihren Websites abzubilden. Manche grooven sich da von selber gut rein und entwickeln Arbeitsabläufe, die für sie schön flüssig funktionieren. Andere bleiben in dem Wunsch nach Veränderung stecken und bekommen ihre neuen Aspekte einfach nicht auf ihrer Website abgebildet.

An diese zweite Gruppe von Menschen richtet sich dieser Artikel: Selbständige, die ihre Websites regelmäßiger anpassen wollen, und die sich dabei irgendwie blockiert fühlen.

Die Anregungen, die ich hier gebe, gelten sowohl für kleinere, laufende Aktualisierungsarbeiten (zum Beispiel das Einfügen von neuen Texten auf deiner Über mich Seite oder aktuellen Rückmeldungen auf deiner Produktseite) als auch für ein grundsätzliches, weiter gefasstes Überarbeiten, das alle Unterseiten deiner Website betrifft (zum Beispiel das Einsetzen einer neuen Schrift, eines anderen Logos oder neuer Farben).

Beide Arten von Überarbeitungen fallen leichter, wenn du sie zyklisch angehst.

Warum zyklisch?

Eine zyklische Website-Bearbeitung ist eine spiralförmige: Du denkst dabei deine Website-Arbeit nicht in abgeschlossenen Projekten, die danach jeweils „fertig“ sind, sondern als eine Spirale, die dich immer wieder zu ähnlichen Themen hinführt, jedes Mal leicht verändert.

Eine solche Spirale bedeutet, dass deine Website-Bearbeitung eine Regelmäßigkeit bekommen kann (zum Beispiel immer mittwochs während der Sprechstunde, oder einmal im Monat ein ganzer Website-Tag) und der Drehregler für deine Website nie ganz auf Null steht. Und das bedeutet, dass du deine Kraft und Energie und Zeit gezielt einsetzen kannst – und damit auch eine ganz andere Übung im Umgang mit deinen Website-Werkzeugen bekommst.

Du musst dich also nicht in anstrengenden Schüben auspowern, um ein bestimmtes Ziel zu schaffen oder etwas abzuschließen – stattdessen kannst du deine Zeit und Energie regelmäßig und fokussiert einsetzen. Denn entgegen der neoliberalen Erzählung, dass Arbeit immer sehr anstrengend und sehr intensiv sein muss, und danach alles komplett neu und ganz anders und glänzend, bin ich überzeugt davon: Kurze und kleine Handlungen können wunderbar wirken und Kraft entfalten.

Manche Website-Elemente wollen einfach eine Weile im Hintergrund verschwinden, bevor sie dann doch wieder auftauchen. Ältere Texte wollen manchmal eingeflochten werden in neue Gedanken und Ideen. Wenn du regelmäßig an deiner Seite sitzt, kannst du klarer erkennen, was du wirklich brauchst, was deine Website kann und wie ihr euch gemeinsam weiterentwickeln wollt.

In einer Spirale kannst du nicht scheitern.

Das ist das Tolle daran: In einer zyklischen Arbeit bist du immer im Prozess und immer am Lernen, und das ist auf jeden Fall ein Gewinn und deutlich weniger Druck.

So beschrieb ich das in einem Brief kurz nach einer größeren Überarbeitung dieser Website:

„Es fühlt sich manchmal so an, als wäre ich wieder an der gleichen Stelle wie vor vier Jahren, mit fast den gleichen Fragen. Aber dann spüre ich genauer hin und stelle fest: Nee, ich weiß mehr. Ich habe mir inzwischen eine andere Grundlage erarbeitet, ich bin tiefer und präziser unterwegs.

Das ist das mit dem spiralförmigen Lernen.

Sprich: Ich bin zwar an ähnlicher Stelle im Prozess, aber wie auf einer Spirale inzwischen auf einer anderen Ebene, höher oder tiefer, das spielt nicht wirklich eine Rolle. Ich mag „tiefer“ zurzeit gerne, weil es sich wie ein Verwurzeln anfühlt und ein Hineinsinken in mich. Aber höher und luftiger kann auch ein schönes Bild sein – was immer für dein Erleben passt. Wichtig ist die Erkenntnis, dass du nicht feststeckst, auch wenn Themen, Motive, Fragen sich wiederholen.

Spiralenbilder von Karin Fröhlich

Spiralenbilder von Karin Fröhlich

Denn nur weil wir das meistens so lernen, dass Wachstum ein glasklarer, möglichst steiler und auf jeden Fall ungebrochener Pfeil nach oben sein muss – heißt das ja nicht, dass das für uns wirklich gilt. Wachstum passiert für mich in Spiralen, oder auch mal in Wiggelwackellinien, oder in Zickzacks, je nachdem abwechselnd und alles gleichzeitig.

Dieses Begreifen und Bestimmen meiner eigenen Form, das Definieren meiner eigenen Begriffe und Rhythmen, ermöglicht mir zu sehen, was tatsächlich bei mir passiert. Ermöglicht mir zu sehen, dass ich wachse, auch wenn es nicht die steile Linie ist, weil ich die auch gar nicht will, weil die mit so vielem verbunden ist, was ich nicht möchte, weil ich auf einer steilen Linie Sachen, Schichten, Gedanken, Gefühle verlieren würde, die ich in meinen freien, weichen Formen erhalten und schätzen kann.“

Oder wie ich in dem Website-Erstellen Selbstlernkurs über die ersten Schritte mit einer neuen Seite schreibe: Du wirst präsenter, nach innen und nach außen. Denn du hast einen Stand festgehalten, und um zu sehen, wie der sich entwickelt, musst du Aufmerksamkeit für dich entwickeln.

Tipps für die zyklische Website-Überarbeitung

Gib dir den Raum, eine neue Regelmäßigkeit einzuplanen und einzuüben.

Das heißt: Nimm das ernst, zum Beispiel, indem du deinen Kalender durchgehst und dir schon mal drei Termine blockst, an denen du an deiner Website arbeiten willst, oder nach einer Routine schaust, die du voraussichtlich für eine Weile halten kannst. Ich finde es übrigens immer hilfreich, eine neue Gewohnheit an eine alte anzudocken – wenn du beispielsweise oft freitags deine Mails aufräumst vor dem Wochenende, könntest du dir überlegen, ob du da noch 30 Minuten Website-Arbeit davor stellst.

Gleichzeitig heißt das: Gib dir den Raum, damit zu experimentieren. Das ist kein Scheitern, wenn du es dann mal doch nicht schaffst, an deiner Website zu arbeiten. Das sind einfach Erinnerungen und Möglichkeiten, die du dir selber anbietest, und manchmal ist eben etwas anderes wichtiger.

Leg dir eine Liste von Themen an, die du bearbeiten möchtest.

Diese Liste dient dazu, dass du an deinen Website-Terminen nicht lang überlegen musst, was du jetzt machen willst, sondern einfach ein kleines Element abarbeiten kannst. Das kann einfach ein Textdokument sein, in dem du Ideen und Aufgaben für deine Website sammelst. In dem Feinschliff Selbstlernkurs findest du für diese Liste übrigens eine praktische Vorlage und Tipps zur Vorgehensweise, und natürlich eine Menge an Verbesserungsvorschlägen, die du auf diese Liste schreiben kannst.

Erleichtere dir deine Arbeitsabläufe.

Für diesen Punkt kannst du gleich deinen ersten Website-Bearbeitungstermin nutzen. Gehe dafür im Kopf durch deinen typischen Website-Bearbeitungsprozess und überlege, was dabei alles für Widerstände und Hindernisse auftauchen, egal wie groß oder klein: Fällt dein W-LAN immer aus? Findest du deinen Squarespace-Link nicht? Hast du dein Passwort nicht parat? Sind deine Website-Unterlagen kreuz und quer auf deinem Computer verteilt? Überlege dir dann, wie du diese Widerstände aufweichen kannst. Vielleicht möchtest du dir Screenshots beim Einloggen machen und die ausdrucken, so dass du immer weißt, was als nächstes zu tun ist, oder vielleicht willst du dir ein Dokument anlegen, in dem du alle wichtigen Daten sammelst.

Das ist ein bisschen wie das sogenannte „mise en place“ beim Kochen: Hier sortierst du ja sinnvollerweise auch erst alle deine Zutaten und richtest deine Werkzeuge her, bevor du mit dem Anbraten beginnst.

Polstere dich mit aller Unterstützung, die du gebrauchen kannst.

Das kann bedeuten: Du denkst dir ein kleines Ritual aus, was du vor deinen Website-Sitzungen durchführst. Vielleicht isst du immer Salzmandeln dabei? Oder du hörst ein bestimmtes Lied an? Was immer dich in eine gute Stimmung bringt.

Das kann bedeuten: Du kaufst dir eine neue Festplatte, weil die alte so voll ist und schon so komisch röchelt. Oder du suchst dir ein neues Bildbearbeitungsprogramm, weil das alte umständlich zu bedienen ist.

Das kann bedeuten: Du suchst dir konkrete fachliche und motivierende Hilfe, zum Beispiel in der Sprechstunde oder in unserem monatlichen Co-Working, oder über andere Kurse und Expert:innen.

Das kann bedeuten: Du gehst das Thema nicht alleine an, sondern zusammen mit einem Website-Buddy, also mit einer Person, die ebenfalls an ihrer Website arbeitet und mit der du dich dafür verabreden kannst.

So dass du wirklich gute Chancen hast, deine Website als langfristige Partnerin zu denken, die mit dir wachsen und sich verändern kann, und die kraftvoll für dich mitarbeitet.

Ruhe im schaukelnden Boot

Denn das ist es, was ich dir vor allem wünsche: Dass du eine Stabilität und Sicherheit in der Veränderung finden kannst.

Oder, wie Julia Cameron das beschreibt: „What you will learn to do is rest in motion. Like lying down in a boat.“ – Du wirst lernen, dich in der Bewegung auszuruhen. Das ist wie Hinlegen in einem Boot.



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