Wie man seinen Computer nutzt

Ohne große Vorwarnung habe ich mich für ein sehr langes Wochenende ausgeklinkt - eigentlich um meine neue persönliche Seite aufzusetzen. Dann stellte ich fest, dass dafür der Speicher auf meinem kleinen Unterwegscomputer überhaupt nicht ausreicht, also fing ich an, ihn umzuräumen, wobei ich etwas anscheinend ziemlich wichtiges löschte, mich damit komplett aussperrte und so das gesamte System zum erliegen brachte.

Das war zum Glück nicht sehr schlimm, da ich kaum Daten auf diesem Rechner habe.

Neuland

Ich beschloss, ein neues, offenes Betriebssystem zu installieren und richtete es mir genau so drahtig und kräftig und elegant ein, wie ich das wollte. Total toll - hat auch nur fast vier Tage gedauert ...

Dafür habe ich jetzt nur noch die Anwendungen auf dem Rechner, die ich draufhaben will.

Keine mir unbekannten Ecken mit seltsam klingenden Sachen die ich lieber gar nicht erst anschaue, keine albernen Animationen, wenn ich ein Programm öffne, kein Photo-Programm das beim Importieren meiner Photos die Gesichter meiner Freunde scannt, auf eine mir unbekannte Wolke laden will und sich dabei nicht stoppen lässt.

Plötzlich habe ich dreimal so viel freien Speicherplatz.

So aufgeräumt sieht mein Bildschirm jetzt aus:

Screenshot Lubuntu

Vielleicht kommt dir dieser Aufwand etwas irr vor, oder zumindest überflüssig. Was ich verdammt gut verstehen kann - komplett auf offene Software umzustellen, verlangt manchmal starke Nerven (und viel Zeit). Und wer glücklich ist mit seinem System, sollte auch nicht allzuviel dran ändern: never touch a running system.

Aber: ich sitze zur Zeit zig Stunden pro Tag an dieser Kiste. Das ist mein Arbeitsplatz, meine Werkstatt, damit setze ich alles um, was ich mir ausdenke, dort materialisieren sich meine Überlegungen. Sollte ich da nicht ein bisschen Zeit investieren, um dieses System so aufzusetzen, wie ich es brauche?

So, dass ich das, was der Computer mir bietet, komplett nutzen kann?

Zum komplett nutzen — zum einrichten — muss man erst mal wissen, was man überhaupt braucht.

Was einen stört und somit was besser sein könnte. Und was man komplett weglassen kann.

Dazu muss man außerdem einen Schalter im Kopf umlegen: Ich muss das nicht hinnehmen, was mir da gegeben wird. Ich kann und darf andere Erwartungen und Anforderungen an meinen Rechner haben als das Apple oder Microsoft vorsieht.

(Ich kann und darf übrigens auch andere Erwartungen an meine Arbeit haben als das Partner / Eltern / Vermieter / Freunde / Nachbarn / die anderen Kindergartenmütter sich vorstellen.) (Was gar nicht so sehr ein anderes Thema ist.)

Heute bekommst du eine Aufgabe von mir.

Ricarda ist ein Nerd mit Brille

Nein, ich will dir nicht vorschlagen, dein Betriebssystem umzustellen und eine Woche deiner Zeit in den Äther zu schmeißen.

Aber! Beobachte dich einen Tag lang selber an deinem Rechner. Finde eine Kleinigkeit, die dich an deinem computerlichen Arbeitsprozess stört. Irgendetwas, von dem du die dumpfe Ahnung hast, dass es schneller gehen könnte, oder einfacher. Und dann google eine Lösung dafür, und setze die um. Bonuspunkte für eine open source Lösung.

Denk beim googeln dran, dein Betriebssystem mitanzugeben — also z.B. „Passwörter speichern Windows“ oder „schneller Programme öffnen Mac“

Und dann: freue dich ganz intensiv an deiner Großartigkeit. Daran, dass du auch deine digitale Umgebung in kleinen Schritten so gestaltest, dass sie dir und deiner Arbeit dient. Und dass du damit schon wieder ein bisschen unabhängiger bist.




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