Innere Wohlfühlmafia

Mein Arbeitsalltag verändert sich zur Zeit radikal.

Früher, als Vollzeit-freiberufliche-Web-Designerin, saß ich den gesamten Tag vor meinem Bildschirm und habe Pixel hin- und hergeschubst. Heute knüpfe ich viel aktiver Kontakte nach außen. Suche Gespräche, Netzwerke, Partner, halte Workshops und Vorträge, schaue Menschen in die Augen und beginne Beziehungen mit ihnen.

Was wunderschön ist. Die meisten dieser neuen Beziehungen entwickeln einen guten eigenen Schwung, leuchtende Augen und spontane Umarmungen manchmal inbegriffen, und eine freundliche, sachliche und einfühlsame Ebene auf der es sich hervorragend gemeinsam arbeiten lässt.

Wenn die Kiefer doch knirschen

Und dann gibt es die Ausnahmen.

Das eine seltsame Kennenlern-Kaffeetrinken das nie zu enden scheint, weil weder ich noch er so recht verstehen, was wir eigentlich voneinander wissen wollen — aber ich hatte ihn ja angeschrieben.

Die paar pampig-beleidigten Antwortmails — eventuell habe ich einfach zu aufdringlich angefragt.

Die hochmotiviert begonnene Kooperation, die sich Stück für Stück stärker in Missverständnissen verstrickt — aber vielleicht hatte ich mir auch zu viel erhofft?

Not cool.

Aber normal. NORMAL.

Kuschelalarm

Es kann nicht alles kuschlig sein, dafür sind Menschen einfach zu unterschiedlich. Es darf gar nicht alles kuschlig sein, aus dem guten alten Grund, das man ja sonst nur in eine Richtung lernt.

Das weiß ich, und ich sage es mir immer wieder, und trotzdem ist es schwer, dieses innere Bäh-Gefühl abzuschütteln, das mich nach einem solchen unkuschligen Moment befällt.

Aber — und das ist wichtig — es ist meine Pflicht, das abzuschütteln.

Wir sind es unseren Ideen und Träumen und Unternehmen schuldig, aus unserer Wohlfühlzone herauszugehen und etwas Neues auszuprobieren. Und wenn daraus ein unangenehmer Moment entsteht, heißt das verdammtnochmal nicht, dass wir unseren kompletten Kurs ändern müssen.

Wenn das öfter vorkommt, ja — vielleicht eine andere Herangehensweise wählen. Vielleicht einen bestimmten Fehler oder eine Formulierung vermeiden, aufmerksam hinschauen, alles gut.

Aber wir dürfen uns nicht ablenken lassen von der Tatsache, dass wir uns ein paar Minuten, oder selbst ein paar Tage lang, nicht wohlfühlen.

Nicht ablenken lassen von der Vorstellung eine Zeitlang, oder dauerhaft, nicht den Vorstellungen anderer zu entsprechen. Andere zu befremden.

Aushalten, atmen, ignorieren und weitermachen

Du machst ja nicht irgendwas hier. Du gestaltest dein Leben, gehst deine Schritte. Schreibst dein Buch, entwickelst deine Konzepte, stellst deine Fragen, machst deine Kunst, gibst der Welt einen Blickwinkel, den nur du ihr geben kannst — das ist etwas, das es zu verteidigen gilt.

Es wird immer einen geben, der drängt, drängelt, drückt. Jemanden, der was braucht oder verlangt oder den du unbedingt verstehen sollst. Diese Situationen gehen einfach nicht weg.

Überleg dir genau, ob du dich wirklich non-stop in deinem Arbeitsleben wohlfühlen musst — oder ob aushalten, atmen, ignorieren und weitermachen manchmal die bessere Alternative ist.

Uffz. Tapfer bleiben und nicht müde werden!




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