Wenn eine Wespe eine Biene … Die Wahrheit über mich.

Ich arbeite in einer Werkstatt. Die liegt ebenerdig in einem kleinen Hinterhof, in dem ein Blumenverkäufer sein Lager hat, deshalb stehen hier viele Geranien herum. Außerdem gibt es eine dicke Linde, mehrere Grills und einen Sprinter mit einer aufgeklebten lachenden Wolke an der Seite. Der Sprinter gehört dem Nachbar, der eine Firma für Spezialeffekte beim Film hat. Die hintere Tür des Wagens ist voller Aufnahmen von selbstgemachten Explosionen und Wellen und von ihm mit Stars am Set.

Zum Telefonieren muss ich immer in den Hof, weil ich drinnen kaum Empfang habe. Was im Winter kalt werden kann und im Sommer recht laut.

Das Drama

Kürzlich wollte ich eine Kundin anrufen, ich hatte schon ihre Nummer gewählt, als ich vor meiner Tür ein Drama entdeckte.

Direkt vor meinen Füßen aß eine schicke junge Wespe mit leuchtend schwarz-gelbem Hinterteil eine ältere und deutlich größere Biene. Bitte was? Ja, genau. Und kein vorsichtiges Knabbern. Den Kopf hatte sie bereits abgesäbelt und jetzt war sie mit dem pelzigen Stück beschäftigt, und die Beine der Biene zuckten dabei.

Ich war so geschockt, dass ich einfach wieder auflegte.

Weil ich ja mein Telefon zum Fotografieren dieser irren Szene brauchte.

Dann rief meine Kundin zurück. Sie ist eine ganz liebe Person, und wir verstehen uns sehr gut, und es platzte sofort aus mir heraus, warum ich eigentlich grad angerufen und gleich wieder aufgelegt hatte.

Eine Wespe eine Biene? Kleine Pause. Äh, ja. Und dann lachte sie.

Die Erkenntnis

Mir war's kurz etwas heiß im Kopf — war das jetzt etwas, was diese liebe Kundin wirklich von mir wissen musste? Hätte ich nicht direkt zu den Texten ihrer Über-Mich-Seite überleiten sollen? Vielleicht schon. Professioneller wär's gewesen.

Aber irgendwie? Hat mich der Moment verdammt glücklich gemacht.

Darüber, dass ich Kunden habe, die über meine Crime Scenes in Insect Country lachen. Dass ich mich nicht verstellen muss, wenn ich mit ihnen spreche. Dass ich keinen mir fremden Tonfall anschlagen muss, nicht im Gespräch und nicht auf meiner Website und in keinem Vortrag und keinem Workshop.

Worauf ich hinauswill: es geht.

(Heute rief der Nachbar mit der Spezialeffektfirma in meine offene Tür hinein: Was biste denn so leise! Sei mal lauter. Das ist ja wie ein Friedhof hier.)




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