Was ich dir auf deiner Website nicht erlauben würde

Du machst eine gute Arbeit. Du hast eine gute Website verdient. Du hast Scharen von Kunden verdient, die dir schokoladenüberzogene Aprikosen bringen.

Und deshalb, für die Aprikosen, bekommst du hier meinen Blick auf das deutschsprachige Internet, und vor allem meinen Blick auf das, was ich auf den Websites, die dieses Internet ausmachen, nicht mehr sehen mag.

Et voilà — Zehn Dinge, die ich dir als Tough-Love-Website-Mama auf deiner Website nicht erlauben würde:

1. „Herzlich Willkommen“ auf deiner Startseite.

Das ist nicht herzlich, sondern uninspiriert. Wenn du herzlich bist und mich magst, kannst du mir das bestimmt auch anders klarmachen.

2. „Kommt bald!“ oder „In Arbeit“ irgendwo auf deiner Seite.

Das bringt nämlich nichts.

Falls es nur eine einzelne Unterseite ist: Versteck' sie.

Falls es um ein Produkt geht, das bald erscheinen soll: Schreib ein paar schnelle, grobe Zeilen, ergänze die mit ein paar Kundenzitaten (von Vortestern oder von anderen Produkten) und gib deinem Leser die Möglichkeit, sich für deinen Newsletter anzumelden. Über den du dann Bescheid gibst, wenn das Ding tatsächlich kaufbar ist.

Falls es um eine gesamte Website geht: Wie im zweiten Fall — eine kleine Erklärung, worum es gehen wird und dann die Möglichkeit, sich für einen Newsletter anzumelden.

Keine Ausreden! Wenn du keinen Newsletter einrichten kannst, dann sag deinen Lesern einfach, sie sollen dir an folgende E-Mail-Adresse schreiben und du nimmst sie dann in den Verteiler auf.

3. Unpassende, ungenutzte, generische, hässliche Social Media Icons.

Also dieses weiße F oder der blaue Vogel, die überhaupt nicht zu der restlichen Gestaltung deiner Seite passen. Wenn dir diese Plattformen wichtig sind, dann kannst du die Icons auch deinem restlichen Design anpassen. Oder du machst einfach Textlinks daraus! Geht auch.

4. Überhaupt Social Media Icon Verwirrungen.

Wenn ich nicht verstehe, was passiert, wenn ich auf den Facebook-Link drücke: werde ich zu deiner Facebook-Seite weitergeleitet oder teile ich damit über mein eigenes Profil deinen Artikel?

5. Anklickbare Bilder, die nirgendwo hinführen, sondern mir nur das gleiche Bild in marginal größer anzeigen.

Führ mich wohin! Ich will spüren, dass du mit mir auf deiner Seite etwas vorhast. So ein totes und unnützes Ende eines Klicks ist einfach … schludrig.

6. Über-Mich-Seiten, die Kommentare erlauben.

Deine Über-Mich-Seite ist eine zentrale Seite für dich, auf der du präzise und strategisch bestimmst, was du über dich zeigst. Und nicht eine zentrale Anlaufstelle für „Ey, schön! Schau dir mal meine Seite fixxyfoxxyblubb.de an!!“

Du kontrollierst, was du sagst und was auf deiner Website sichtbar ist. Kommentare sind für Blog-Artikel. Und ja, das gilt für jede andere Nicht-Blog-Artikel-Seite deiner Website auch.

7. Blog-Artikel, die immer wieder mit „Huch, es ist schon so lange her, entschuldigt …“ anfangen.

Wenn du Glück hast, wäre das neuen Lesern gar nicht aufgefallen — wenn du sie nicht so draufgestupst hättest. Und deine alten Leser wollen einfach was Frisches von dir hören, und das sind keine Entschuldigungen.

Sag Ja zu deinem Blog oder Nein. Wenn du Nein sagst, kannst du trotzdem schreiben: indem du deinen Blog in „Essay-Sammlung“ oder „Artikel“ umbenennst, die Veröffentlichungs-Daten versteckst und in Ruhe von einem heiteren, gelassenen Ort aus schreibst. Ohne Zeitdruck.

8. Ich / Wir Verwirrungen.

Ich will als Leser deiner Seite wissen, mit wem ich es zu tun habe: Zu wem gehört die Stimme, die ich hier lese? Um das herauszufinden, scanne ich deine Seite nach Hinweisen darauf, ob du eine Person bist, die persönlich schreibt, oder ob du eine Firma bist, die eine „Unternehmensstimme“ hat. Wenn ich das nicht herausfinden kann, weil du mich verwirrst (wenn du zum Beispiel ein Foto von dir zeigst, aber kurz darunter schreibst „Kontaktieren Sie uns“), dann bin ich auch verwirrt.

Wenn ich verwirrt bin, esse ich meine Schoko-Aprikosen selber.

Wenn du eine Person bist und persönlich auf deiner Seite sprichst und es ein Bild von dir gibt: dann schreib' in Ich-Form. Wenn du zusätzlich ein Team hast, dass du an einer bestimmten Stelle vorstellen möchtest, die Stimme der Seite aber deine ist, kannst du problemlos in der Ich-Form bleiben. Wenn du ausschließlich im Team arbeitest, dann schreibe in Wir-Form und bilde das gesamte Team ab. Leitmotiv: Keine Verwirrungen schaffen!

9. Navigationsmenü Verwirrungen.

Deine Leser verwenden die Navigation, um herauszufinden, was sie alles auf deiner Seite erwartet. Es ist schrecklich wichtig für den Erfolg deiner Website. Es leitet deine Leser durch die gesamte Seite. Deshalb sind die Begriffe, die du für deine Unterseiten wählst, ebenfalls wichtig. Ein Über Mich sollte „Über Mich“ heißen. (Nicht „Kontakt“ oder „Persönliches“ oder „Hallo“). Ein Blog sollte ein „Blog sein. (Nicht „Gedanken“ oder „Pausenfutter“ oder „Magazin“ — außer er ist keiner mehr, siehe oben).

10. Hirnlose Angewohnheiten aus der „Blogger-Welt“.

Nur weil ein paar Bubis es cool finden, mitten in ihre Blog-Artikel zu schreiben „Toll, jetzt hast du schon fast die Hälfte gelesen! Ich bin stolz auf dich, weiter so!!” musst du das nicht machen. Du hast ein eigenes Hirn. Du bist ein kluger und gebildeter Mensch. Du weißt, dass deine Leser keine Babies sind, denen man die Nuckelflasche hinhalten muss, und dass sie deine Seite lesen, weil sie deine Texte interessant finden, und nicht weil du dann vielleicht „stolz“ auf sie bist.

Auch ganz herrlich: die alberne Angewohnheit, jeden Artikel mit „Lass uns gemeinsam [Geld / Cupcakes / Blogs] machen!“. So redet kein echter Mensch. Aber das, was du im echten Leben nicht sagen würdest: gehört auch nicht auf deine Website.

(Genug Aufregung für heute! Jetzt gehen wir alle Tierdokus schauen. Im Ersten läuft eine herrliche Doku über schwere Eisbären, die für ihre Weibchen Steilwände hochkraxeln, oder es zumindest versuchen.)




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